Beitrag zu Flourishing: Entfaltung und Wachstum im Leben
In diesem Beitrag teile ich meine Gedanken und Erkenntnisse über das Konzept des Flourishing.
3/8/20256 min read
Flourishing – Aufblühen
Kennst du dieses Gefühl, wenn du Menschen in deinem Leben hast, die dich inspirieren, deine Stärken aus dir herausholen und dich auch fordern? Deine Arbeit etwas ist, für das du brennst und du diese Leidenschaft mit anderen Menschen teilen darfst, wenn du etwas erreichst und es zugleich deine eigene Kompetenz stärkt?
“Like a wildflower; you must allow yourself to grow in all the places people thought you never would.”
― E.V
Flourishing ist ein Konzept aus der Positiven Psychologie und wird als ein Kernelement eines ressourcenorientierten Rahmens verstanden, welches Menschen dazu befähigt, ihr eigenes Wohlbefinden zu steigern (Jankowski et al., 2020; Seligman, 2010; Vanderweele, 2019). Martin Seligman (2011) beschreibt in seinem Buch „Flourish“ Bridge-Spieler, die ins Spiel gegangen sind und alles gegeben haben. Es war ihnen zwar wichtig, dass sie gewinnen, jedoch war die eigentliche darunterliegende Motivation eine andere: Etwas erreichen, dass zu etwas höherem bestimmt war und ihre innere Motivation ansprach. Sie spielten das Spiel, weil sie Engagement und Freude für ihr Spiel empfanden.
Auf das Leben übertragen:
Wofür brennen wir?
Was spricht unsere innere Motivation an?
Was bringt uns zum Aufblühen?
Manchmal ist es leicht, sich im Alltag zu verlieren und den ganzen Anforderungen gerecht werden zu wollen. Das Leben ist genauso ein Spiel, welches gespielt werden möchte. Wir dürfen dieses Spiel spielen und uns als Menschen die Erlaubnis geben, aufzublühen. Sind wir bereit, uns unseren Ängsten zu stellen und den Blick nach vorne zu richten, können wir Optimismus für die Zukunft entwickeln. Verfolgen wir eine Mission, die eine Bedeutung für uns hat und positive Gefühle auslöst, können wir das Engagement aufbringen. Der Zauber des Spiels gibt Kraft und lässt das Leben, aber auch unsere Haltung, aufblühen. Das Verlieren auf diesem Weg, welches die Höhen und Tiefen des Lebens kennzeichnet, stärkt unsere innere Haltung und Resilienz. Wir werden widerstandsfähiger und stellen uns mit Mut für das Leben auf.
Theorie
Flourishing
Nach Keyes (2005) beschreibt das Aufblühen einen mentalen gesunden Menschen, mit geringeren Gesundheitseinschränkungen des täglichen Lebens, der kaum bis gar keine Einschränkungen auf der Arbeit zeigt und ein hohes psychosoziales Funktionieren aufweist. Das Konzept nach Martin Seligman (2011) basiert auf der Wohlbefindens-Theorie und sie beinhaltet das PERMA-Modell. Die Theorie um das Wohlbefinden hat das Ziel: Aufblühen, durch das Erhöhen der fünf Faktoren des PERMA-Modell, zu steigern. Die Faktoren des Modells umfassen:
P – Positive Emotionen
E – Engagement
R – (Positive) Relationships
M – Meaning
A – Accomplishment
Positive Emotionen bilden den Grundstein der Theorie. Glücklichsein und Lebenszufriedenheit sind Faktoren, die den positiven Emotionen zugeordnet werden und dazu beitragen, ob wir sie empfinden. Engagement beschreibt einen subjektiven Zustand, der retrospektiv betrachtet wird: „Hat die Zeit, während der Aktivität, für mich aufgehört zu ticken?“. Positive Beziehungen zu anderen Menschen tragen dazu bei, wie Menschen Tiefen im Leben überwinden können, außerdem können sie sich stabilisierend auf Gemütszustand auswirken. Meaning, also Bedeutung, beschreibt zum Teil eine subjektive Komponente, die auch den positiven Emotionen zugeordnet werden kann. Die Bedeutung umfasst die Zugehörigkeit und der Glaube daran, dass man etwas tut, was größer, als das eigene Selbst ist. Accomplishment, beschreibt die Errungenschaft, welche nur auf Grund der Sache ausgeübt wird und nicht das reine Gewinnen dieser Errungenschaft im Vordergrund steht. Der Mensch ist bestrebt, die Errungenschaft auszuführen, weil eine intrinsische Motivation als Grundlage fungiert. Verlieren oder Gewinnen sind nicht die entscheidenden Faktoren bei dieser Errungenschaft (Seligman, 2011).
Diener (2010) entwickelt einen Fragebogen, der die Wohlbefindens-Theorie als Grundlage einbaut, um das Aufblühen, als auch positive wie auch negative Gefühle, zu erfassen. Der Fragebogen umfasst acht Fragen und beschreibt wichtige Aspekte des menschlichen Zusammenlebens, diese Fragen reichen von positiven Beziehungen bis hin zum Erleben der Kompetenz.
Der Fragebogen wurde auf Deutsch übersetzt und validiert (Esch et al., 2013). Auf einer Skala von 1 (Ich stimme absolut nicht zu) bis 7 (Ich stimme stark / voll zu) kann einer der folgenden Aussage zugestimmt werden:
1. Ich führe ein absichtsvolles und sinnvolles Leben.
2. Meine sozialen Beziehungen sind unterstützend und bereichernd
3. Ich bin engagiert und an meinen täglichen Aktivitäten interessiert.
4. Ich trage aktiv zum Glück und Wohlergehen anderer bei.
5. Ich bin kompetent und geeignet für die Aktivitäten, die mir wichtig sind.
6. Ich bin ein guter Mensch und lebe ein gutes Leben.
7. Ich blicke optimistisch in meine Zukunft.
8. Die Menschen respektieren mich.
Am Ende werden die jeweiligen Zahlenwerte der Aussagen von 1-7 addiert. Dabei kann der geringste Wert 8 und der höchste Wert von 56 erreicht werden. Umso höher der Wert, desto mehr Ressourcen und Stärken weist ein Person auf.
Diskussion
Das Konzept „Aufblühen“ aus der Positiven Psychologie stellt ein valides Konzept dar, welches sich durch verschiedene Fragebögen messen lässt (Butler et al.; Diener et al., 2010; Esch et al., 2013). So ist Dieners (2010) Fragebogen, einer von vielen Fragebogen, der sich mit dem Konzept auseinandergesetzt hat. Auf Grund der geringen Anzahl an Fragen, bietet er einen kurzen, aber validen Einblick in das Konzept.
Das allgemeine Wohlbefinden steht im Zusammenhang mit positiven sozialen Beziehungen, aber auch die eigene Kompetenz und das Wahrnehmen dieser Kompetenz, nehmen eine wichtige Rolle im Konzept des Aufblühens ein. Dies steht auch mit der PERMA-Theorie von Seligman (2011) im Einklang. So stellt unteranderem ein Faktor im PERMA-Modell positive Beziehungen dar und wird im Fragebogen durch ein Item wie: „Meine sozialen Beziehungen sind unterstützend und bereichernd.“ operationalisiert. Aspekte, die die Errungenschaft und eigene erlebte Kompetenz hervorheben, werden durch Items wie: „Ich bin engagiert und an meinen täglichen Aktivitäten interessiert“ und „Ich bin kompetent und geeignet für die Aktivitäten, die mir wichtig sind.“ operationalisiert (Diener et al., 2010).
Es gibt kleine wirksame Implikationen, die in den eigenen Alltag integriert werden können und das eigene Wohlbefinden und Aufblühen steigern könnten:
Kognitive Übungen:
Am Abend drei Dinge aufschreiben, für die man dankbar ist:
z.B. heute bin ich dankbar für:
- Kaffee
- das tiefgründige Gespräch mit der Nachbarin
- das warme Wetter
Verhaltensübungen:
Mehrere kleine Nettigkeiten an einem Tag ausüben, die nicht nur das Wohlbefinden anderer steigern, sondern auch das eigene Wohlbefinden steigern könnte:
z.B. jemandem die Tür aufhalten, einer alten Dame über die Straße helfen, dem älteren Herr in der Bahn einen Platz anbieten
Beziehungen und institutionelle Praktiken
Eine Arbeit ausführen, die das eigene Engagement fördert:
z.B. wenn man eine Leidenschaft für Kunst empfindet, einen eigenen Kunstkurs für Menschen anbieten und diese Leidenschaft mit anderen Menschen teilen
Das kontinuierliche Ausüben dieser Übungen kann das eigene Wohlbefinden und Aufblühen fördern (Vanderweele, 2019). Jedoch ist auch kritisch zu hinterfragen, ob Aufblühen in jeder Lebenslage überhaupt möglich ist und auch im Kontext der „toxischen Positivität“ gegenüber Menschen invalidierend wirken könnte (Pranovri Putra et al., 2023). So ist anzumerken, dass das Annehmen aller Emotionen für einen Menschen eine wichtige Rolle darstellt (Gross & Levenson, 1997). So könnte das Aufzwingen oder eine Person dazu drängen, unbedingt aufzublühen, negative Konsequenzen mit sich bringen, wie z.B. Schuldgefühle auslösen oder negative Emotionen zu unterdrücken (Gross & Levenson, 1997), weshalb die Beachtung des Kontexts eines Individuums wichtig ist.
Dennoch lässt sich zusammenfassen, dass das Aufblühen ein wichtiges Konzept in der Psychologie darstellt und das Wohlbefinden von Menschen, bei einer bewussten Anwendung, steigern kann.
Quellen
Butler, J., & Kern, L. M. (n.d.). The PERMA-Profiler: A brief multidimensional measure of flourishing. Retrieved March 4, 2025, from https://www.internationaljournalofwellbeing.org/index.php/ijow/article/view/526/579
Diener, E., Wirtz, D., Tov, W., Kim-Prieto, C., Choi, D. won, Oishi, S., & Biswas-Diener, R. (2010). New well-being measures: Short scales to assess flourishing and positive and negative feelings. Social Indicators Research, 97(2), 143–156. https://doi.org/10.1007/S11205-009-9493-Y
Esch, T., Jose, G., Gimpel, C., Von Scheidt, C., & Michalsen, A. (2013). Die Flourishing Scale (FS) von Diener et al. liegt jetzt in einer autorisierten deutschen Fassung (FS-D) vor: Einsatz bei einer Mind-Body-medizinischen Fragestellung. Forschende Komplementarmedizin, 20(4), 267–275. https://doi.org/10.1159/000354414
Gross, J. J., & Levenson, R. W. (1997). Hiding feelings: The acute effects of inhibiting negative and positive emotion. Journal of Abnormal Psychology, 106(1), 95–103. https://doi.org/10.1037/0021-843X.106.1.95
Jankowski, P. J., Sandage, S. J., Bell, C. A., Davis, D. E., Porter, E., Jessen, M., Motzny, C. L., Ross, K. V, Owen, J., Peter, X., Jankowski, J., Program, C., & University, B. (2020). Virtue, Flourishing, and Positive Psychology in Psychotherapy: An Overview and Research Prospectus. Association, 2020(3), 291–309. https://doi.org/10.1037/pst0000285
Keyes, C. L. M. (2005). Mental Illness and/or Mental Health? Investigating Axioms of the Complete State Model of Health. https://doi.org/10.1037/0022-006X.73.3.539
Pranovri Putra, R., Ramadhanti, A., Rahajeng, A. S., Fadil, A., & Salsyabila, N. (2023). Toxic Positivity in Adolescents: An Attitude of Always Being Positive in Every Situation. Journal of Psychology and Instruction, 7(1), 11–21. https://doi.org/10.23887/JPAI.V7I1.60616
Seligman, M. (2010). Flourish: Positive Psychology and Positive Interventions.
Seligman, M. (2011). Flourish: A visionary new understanding of happiness and well-being. https://psycnet.apa.org/record/2010-25554-000
Vanderweele, T. J. (2019). Activities for Flourishing: An Evidence-Based Guide. Journal of Positive Psychology & Wellbeing, 2020(1), 79–91. http://journalppw.com